Zwischen Akzeptanz und Aufbruch
Ostdeutschland steht am Wendepunkt seiner demografischen und ökonomischen Zukunft. Einwanderung ist eine Chance für die Region, doch sie wird nur dann fruchtbar sein, wenn sie nicht nur als eine bloße Möglichkeit behandelt, sondern als eine positive Gestaltungsaufgabe der Gesellschaft begriffen wird. Während in manchen Teilen der neuen Bundesländer bereits erfolgreiche Modelle der Ankunft und Integration von Migrantinnen und Migranten existieren, offenbaren andere Gebiete eine Zurückhaltung, die dringend überwunden werden muss. Die Frage ist also nicht mehr, ob Einwanderung möglich ist – sie geschieht bereits. Vielmehr müssen wir uns darauf konzentrieren, wie sie in all ihren Facetten unterstützt und verbessert, lebenswert und zukunftsorientiert gestaltet werden kann.
Erfreulicherweise sind weite Teile Ostdeutschlands bereits aktiv dabei, sich für Einwanderung zu öffnen und aus den Erfahrungen vom Aufbau nach der Wende zu lernen. Viele Städte und Gemeinden werben aktiv um Zuzug und versuchen, eine Willkommenskultur zu etablieren, die es Zuwanderern ermöglicht, sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen. In Sachsen etwa haben Initiativen wie „Weltoffenes Sachsen“ gezeigt, dass eine breite Unterstützung für weltoffene, tolerante und fortschrittliche Einstellungen vorhanden ist.
Jedoch gibt es auch erheblichen Verbesserungsbedarf. Kontraproduktive Stimmen, die sich gegen Zuwanderung aussprechen oder mit xenophoben Ressentiments Wahlkampf betreiben, existieren und schaden dem Ruf einer ganzen Region. Solche Äußerungen sind nicht zu tolerieren und müssen im Kern bekämpft werden, da sie der Integration und dem wirtschaftlichen Wachstum im Wege stehen.
Weiterhin zeigt sich, dass die Infrastruktur für die Integration noch hinterherhinkt. Es fehlen oft strukturelle Bedingungen wie ausreichende Sprachkurse, Integrationsprogramme auf kommunaler Ebene und ein aufnahmebereites Bildungssystem. Hier sind massive Investitionen und politisches Engagement gefordert, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen Zuwanderer erfolgreich eingegliedert werden können.
Was kann man also machen, damit die Gesellschaft und Wirtschaft in Zukunft gesichert ist?
- Einführung eines zentralisierten und effizienten Welcome Centers in jeder größeren Stadt, welches als erste Anlaufstelle für Einwanderer dient – von der Unterstützung bei bürokratischen Hürden bis hin zur Integration in den Arbeitsmarkt und in soziale Netzwerke.
- Ausweitung und Vereinfachung des Zugangs zu Sprachkursen und beruflichen Weiterbildungen, die speziell auf die Bedürfnisse der Einwanderer ausgerichtet sind.
- Förderung von interkulturellen Projekten und Initiativen, die den Austausch zwischen alteingesessenen Bürgern und Zuwanderern anregen und Vorurteile abbauen.
- Investition in Bildungsprogramme, die sowohl Zuwanderung als auch Integration als gesamtgesellschaftliche Chance vermitteln und das Thema in den Schulen verankern.
- Entwicklung von regionalen Anreizsystemen, die es Unternehmen attraktiv machen, ausländische Fachkräfte anzustellen und diesen gleichzeitig gute Arbeitsbedingungen und Perspektiven bieten.
Am Ende ist es entscheidend, dass das Wissen um die Notwendigkeit von Zuwanderung in der Bevölkerung verankert wird und gleichzeitig die Politik klare, progressive Signale sendet. Es ist eine gesamtheitliche Anstrengung nötig, die das Bewusstsein für das Potenzial von Integration schärft und die Vielfalt als etwas Gewinnbringendes für die gesamte Gesellschaft ansieht.
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