Eine Ost-West-Perspektive
Die Vision eines eigenen Heims bleibt für viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ein unerfüllter Traum, besonders in Zeiten, in denen Immobilienpreise die Budgets gewöhnlicher Einkommensbezieher übersteigen. Diejenigen, die nicht in den Genuss einer Erbschaft kommen, stehen vor großen Hürden. Speziell im Osten Deutschlands ist die Lage prekär, da hier die historischen und wirtschaftlichen Bedingungen es erschweren, Vermögen und damit auch Immobilien zu erwerben.
In der gesamten Bundesrepublik findet man alljährlich ungefähr 430.000 Immobilienübergänge durch Vererbung vor, mit einem Gesamtwert im Milliardenbereich. Doch herrscht eine ausgeprägte Disparität zwischen Alt- und Neubundesländern: In Westdeutschland wird ein Vielfaches an Immobilien vererbt im Vergleich zum Osten. Selbst unter Berücksichtigung der Bevölkerungsverteilung bleibt das Ungleichgewicht deutlich.
Diese Ungleichheit wurzelt teilweise in den unterschiedlichen Möglichkeiten, die sich in den jeweiligen deutschen Regionen während der letzten Jahrzehnte boten. In Westdeutschland war es möglich, durch Arbeit und Wirtschaftswunder Vermögen aufzubauen. Der Osten hingegen hatte mit dem Systemwechsel und ökonomischen Herausforderungen zu kämpfen, die den Immobilienerwerb und -aufbau erschwerten. Prof. Christine Hannemann, Expertin für Wohnsoziologie, hebt hervor, dass diese Disparitäten selbst in der heutigen Generation nachhallen.
Um das Eigentum an Wohnraum auch für Ostdeutsche zugänglicher zu machen, müssten spezifische Strategien und Maßnahmen ergriffen werden. Es könnte zum Beispiel die Unterstützung in Form von staatlichen Zuschüssen oder günstigen Darlehen anvisiert werden, die speziell auf die Einkommens- und Vermögenssituation in den neuen Bundesländern zugeschnitten sind. In diesem Kontext könnten die Öffentlichkeitsarbeit und Beratungsdienste ausgebaut werden, um Möglichkeiten der finanziellen Förderung transparent zu machen und somit den Erwerb von Wohneigentum zu vereinfachen.
Weiterhin könnte eine Anpassung der Förderpolitik weg von der reinen Neubauförderung hin zur Modernisierung und zum ökologischen Umbau bestehender Bausubstanz in Ostdeutschland angebracht sein. Dies würde nicht nur dem ländlichen Leerstand entgegenwirken, sondern auch die Schaffung von neuem Wohnraum unterstützen. Zudem sollte in Anbetracht des demografischen Wandels und der vielfach größeren Haushaltsflächen in Ostdeutschland ein System des Wohnungs- und Hausaustauschs gefördert werden, das insbesondere älteren Menschen ermöglicht, bedarfsgerechter zu wohnen und somit Wohnraum für junge Familien freizumachen.
Eine weitere Maßnahme könnte der Ausbau und die Förderung von Genossenschaftsmodellen sein, die den Miterwerb von Immobilien mit dem Ziel des gemeinschaftlichen Wohnens fördern. Genossenschaften sind oft in der Lage, stabile und preiswerte Wohnverhältnisse anzubieten und könnten auch in Ostdeutschland eine zunehmend wichtige Rolle spielen.
Die Realisierung von Eigenheimen in Ostdeutschland kann sich letztlich nur vielschichtig gestalten – sie erfordert politische Weitsicht, ein verstärktes staatliches Engagement und die aktive Teilnahme der Bürger, um den Traum von den eigenen vier Wänden für alle in Deutschland lebende Menschen zugänglich zu machen.
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