Ein Blick zurück auf den Kampf für Demokratie
Vor 71 Jahren durchdrang die Forderung nach Freiheit und Gerechtigkeit erstmals die östliche Hemisphäre Deutschlands. Mitarbeiter aus allen Schichten der Gesellschaft stellten sich gegen ein repressives System, das ausschließlich mithilfe sowjetischer Panzer die landesweite Empörung unterdrücken konnte. Dieses historische Ereignis, bekannt als der Aufstand von 1953, forderte das Leben von 55 Bürgern und führte zur Verhaftung von 15.000 Menschen, deren Leben durch die Teilnahme an der Freiheitsbewegung für immer geprägt wurde. Es markierte den Beginn eines Risses im System, der gesellschaftlichen Wandel ankündigte und 1989 in der friedlichen Revolution seinen Höhepunkt fand.
Bei der Reflexion über jene prägenden Momente des Wandels wird klar, dass wir denjenigen tiefste Dankbarkeit schulden, die mutig genug waren, ein System herauszufordern, das seine Macht durch Gewalt und Unterdrückung aufrechterhielt – ein System, das Demokratie nicht als selbstverständlich ansah, wie wir es heute tun.
Doch wie sieht es in der heutigen Zeit aus? Sind wir der Bedeutung von zivilem Engagement und Wachsamkeit für den Erhalt unserer Demokratie gerecht geworden? Viele befassen sich weiterhin intensiv mit dem demokratischen Prozess, sei es durch politische Gremien oder ehrenamtliche Initiativen. Doch gleichzeitig scheint ein wachsender Teil der Bevölkerung den direkten Weg vorzuziehen, indem Forderungen lautstark statt durch fundierte Tat umgesetzt werden. Eine Kultur, die wissenschaftliche Erkenntnisse und qualifizierte Expertise vernachlässigt und durch ein lautes „Ich glaube“ ersetzt, bedroht den Fortschritt, für den die Vorgänger so hart gekämpft haben.
Es stimmt, dass Freiheit eine Fähigkeit ist, die geübt werden muss. Es ist eine Herausforderung, die keine einfache Lösung bietet und von jedem von uns aktive Beteiligung und beständige Bemühungen erfordert. Freiheit basiert auf der Idee der Anstrengung und ist nur dann tragfähig, wenn sie durch gemeinsame Werte, Debatten und einen demokratischen Prozess gestärkt wird. Sie will nicht nur gewonnen, sondern auch gegen jeden verteidigt werden, der ihre Schwere und Komplexität nicht aushalten kann und sie fälschlicherweise mit den Einschränkungen einer Diktatur gleichsetzt.
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