Die unbezahlten Rechnungen des Tagebaus

Es ist Zeit, die Kosten der Vergangenheit zu begleichen

Der Bergbau hinterlässt Narben. Nicht bloß oberflächliche Kratzer, sondern Gruben so tief und weitläufig, dass sie ganze Landstriche unkenntlich machen. Wenn dann in den ausgehöhlten Regionen wie Bitterfeld oder beim Werbeliner See nahe Leipzig die gewaltigen Maschinen schweigen, beginnt das große Nachdenken: Wie geht es weiter? Was bleibt für die Natur, für die Menschen, für die künftigen Generationen?

Inmitten eines solchen Gedankensturms finden wir uns bei der Renaturierung wieder – einem unverzichtbaren Schritt, um die Wunden der Erde zu heilen. Doch wer übernimmt die Verantwortung, und vor allem, wer bezahlt dafür? Die Beispiele der Goitzsche nach dem Bitterfelder Bergbau oder des Werbeliner Sees, einst eine Tagebauwüste, nun ein Biotop, zeigen, dass es Wege gibt, die Natur zurückzugewinnen. Sie beweisen eindrucksvoll, dass es machbar ist, zerstörte Landschaften in wertvolle Lebensräume umzuwandeln.

Aber diese Transformation ist nicht nur eine gesellschaftliche oder ökologische Notwendigkeit, sie ist eine Frage der Gerechtigkeit. Energiekonzerne haben über Jahrzehnte immense Gewinne aus dem Raubbau an der Natur gezogen. Es ist nur recht und billig, dass sie auch für die Kosten der darauffolgenden Renaturierung aufkommen.

Schauen wir auf den Status quo: Milliarden werden benötigt, und während die Kohlekonzerne sich ein grünes Mäntelchen umhängen und in erneuerbare Energien investieren, scheinen die für die Renaturierung bestimmten Gelder im Nebel der Umstrukturierungen zu verschwinden. Es ist unerlässlich, dass diejenigen, die vom Tagebau profitiert haben, nicht nur ihre Verantwortung anerkennen, sondern auch aktiv dafür bezahlen.

„Das macht mir Sorgen, weil ich nicht will, dass der Steuerzahler am Ende der Dumme ist“

Michael Kellner | Bundesstaatssekretär

Der Fall der Entschädigungszahlung an RWE und die Sorgen um die Ausgleichszahlungen an LEAG und MIBRAG zeigen ein verzerrtes Bild: Während einerseits großzügig gezahlt wird, liegt andererseits die Unsicherheit darüber, ob und wie viel Unterstützung tatsächlich bereitgestellt wird. Die Aussagen von Bundesstaatssekretär Michael Kellner machen deutlich, dass es an der Zeit ist, dass die Bundesländer vehement dafür sorgen müssen, dass die Renaturierungskosten gedeckt sind – um das Risiko zu vermeiden, dass am Ende die Allgemeinheit für die Schäden des Braunkohlebergbaus zahlen muss.

Es ist alarmierend, dass Strukturen entstehen, die an „Bad Banks“ erinnern – wo vermutlich das Ziel ist, sich den Verantwortlichkeiten für Umweltschäden zu entziehen, wenn die Kohle von Unternehmen wie der LEAG ausgegliedert wird. Der gewiefte Schachzug, eine insolvente Kohlesparte zurückzulassen, darf nicht aufgehen.Umso wichtiger ist es, dass Staatssekretäre wie Hendrik Fischer aus Brandenburg die Angaben der Konzerne kritisch prüfen und für Transparenz und Sicherheit sorgen. Die betroffenen Bundesländer müssen hier Hand in Hand arbeiten und dürfen sich nicht durch Umstrukturierungsversprechen in falscher Sicherheit wiegen lassen.

Umso wichtiger ist es, dass Staatssekretäre wie Hendrik Fischer aus Brandenburg die Angaben der Konzerne kritisch prüfen und für Transparenz und Sicherheit sorgen. Die betroffenen Bundesländer müssen hier Hand in Hand arbeiten und dürfen sich nicht durch Umstrukturierungsversprechen in falscher Sicherheit wiegen lassen.

In einer Zeit des Wandels, in der wir dringend der Vision einer nachhaltigen Zukunft folgen müssen, ist es unerträglich, dass die Altlasten des Energiehungers von einst möglicherweise am Ende von den Bürgerinnen und Bürgern getragen werden müssen. Wahrer Fortschritt und echte Transformation bedeuten auch, dass man sich seiner Geschichte stellt und für die Fehler der Vergangenheit einsteht – finanziell, praktisch und moralisch.

Die Renaturierung der Tagebaufolgelandschaften ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung an die Natur und an die Leidtragenden des Bergbaus, sondern ebenso ein dringlicher Appell an die Verursacher: Es ist an der Zeit, die unbezahlten Rechnungen zu begleichen.

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