Die meist einseitige mediale Sicht auf den Osten.
Der mediale Diskurs über Ostdeutschland ist seit Langem von Stereotypen und Pauschalisierungen geprägt. Allzu oft wird ein Bild des Ostens gezeichnet, das sich auf Arbeitslosigkeit, Nörgelei und Rechtstendenzen beschränkt. So entsteht der Eindruck, es handele sich um eine homogene Region mit ausschließlich negativen Merkmalen. Um es klar zu sagen: Diese Darstellung ist nicht nur übervereinfacht, sondern in weiten Teilen schlichtweg falsch.
Ein kürzliches Interview im Deutschlandfunk hat wieder einmal die Fehlwahrnehmungen aufgezeigt, die in den Medien vorherrschen. Wissenschaftliche Inhaltsanalysen bestätigen die Tendenz, Ostdeutschland in ein schlechtes Licht zu rücken. Das Problem dabei ist weder die Existenz kritischer Berichterstattung, noch ist das Phänomen auf Ostdeutschland beschränkt. Kritisch muss Berichterstattung immer sein, aber sie muss auch gerecht und differenziert sein. Gerade letzteres fehlt jedoch, wenn es um die neuen Bundesländer geht.
Ostdeutschland besteht aus unterschiedlichen Bundesländern, die jeweils ihre eigenen Herausforderungen und Erfolge vorweisen. In der medialen Darstellung werden jedoch diese Unterschiede eingeebnet. Thüringen ist nicht Mecklenburg-Vorpommern, und die Realitäten in verschiedenen Orten und Regionen innerhalb dieser Bundesländer sind noch vielfältiger. Die Stereotypisierung trägt zum Verlust dieser Vielfalt bei und fördert ein verzerrtes Bild.
Die hartnäckige Fokussierung auf negative Aspekte wie eine hohe Arbeitslosenquote vernachlässigt die Fortschritte und Erfolge, die in den vergangenen Jahrzehnten erzielt wurden. Wirtschaftliche Neuansiedlungen, wachsende Start-up-Szenen und erfolgreiche Strukturwandelprojekte zeigen, dass Ostdeutschland eine dynamische Region mit viel Potenzial ist.
Bei der Kultivierung des rechten Images wird oft ignoriert, dass die gesamte Bundesrepublik mit dem Erstarken rechter Tendenzen zu kämpfen hat. Die Fokussierung auf ostdeutsche AfD-Hochburgen wirkt so, als ob es sich um ein rein ostdeutsches Problem handele. Das verhindert eine notwendige gesamtdeutsche Debatte und Auseinandersetzung mit dem Rechtsruck.
Der einseitige Blick auf Ostdeutschland hat historische Wurzeln. Seit der Wiedervereinigung wurden die neuen Bundesländer als Problemfall behandelt. Das Narrativ der „Jammerossis“ hat sich hartnäckig gehalten, obwohl es der Vielschichtigkeit und den Leistungen der Menschen dort nicht gerecht wird. Ostdeutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten eine beeindruckende Transformation durchlebt und dabei eine Resilienz und Innovationsfreude bewiesen, die beispielhaft ist.
Um diese verzerrte Sicht auf Ostdeutschland zu korrigieren, ist es essenziell, dass Medien ihre Verantwortung ernst nehmen und ihre Berichterstattung ausweiten und vertiefen. Lokaljournalismus muss gestärkt werden, um die Geschichten und Erfolge der Region zu erzählen. Überregionale Medien sollten eine Plattform bieten, die es ermöglicht, positive Beispiele für erfolgreiche Unternehmungen, Kulturprojekte und bürgerschaftliches Engagement zu teilen.
Die Bürgerinnen und Bürger Ostdeutschlands sind nicht nur Zuschauer ihrer eigenen Darstellung in den Medien – sie sind Akteure, die die Geschichte ihrer Region aktiv mitgestalten. Die Medienlandschaft muss dieser Realität Rechnung tragen und nicht nur die Defizite, sondern auch die Erfolge und Potenziale des Ostens beleuchten.
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